Episoden, Aufsätze, Publikationen


 

Das Narrenblatt seit 65 Jahren Garant für gedruckten Humor

Von Clemens Herrmann


Seit 1958 bringt die Pflumedrucker Narrenzunft mit ihrem „Narrenbläddli“ jährlich Spaß und Unterhaltung unter ihre treue Leserschaft. 

Die erste Ausgabe nach 1957 brachte außer viel Lob auch Kritik zu Tage. „Zu akademisch“, so lautete das Urteil des Ortsgeistlichen über das „Schutterwälder Narrenblatt“. Nach ihrer Gründung im Jahre 1954 wollte die Pflumedrucker Narrenzunft in den tristen Nachkriegsjahren außer närrischen Veranstaltungen noch zusätzliche freudige Unterhaltung unter das begierige Volk bringen. „Ein gedrucktes Narrenblatt wäre genau das Richtige“, so die Vordenker damals in der Zunft. Ein „Bläddle“ mit hoher Qualität wollte man den künftigen Lesern schon bieten, Spaß und Unterhaltung an erster Stelle. Dazu wurden Autoren mit überdurchschnittlicher Intelligenz und gewitzem Humor gesucht, gefragt und gefunden. Hauptlehrer, Handelschullehrer, Sparkassenleiter und Ratschreiber genossen erste Priroität. Dazu kamen noch Heimatdichter, fähige Bauern, Bähnler, Handwerker und emanzipierte Ehefrauen. Für das Titelbild 

sorgte der einheimische, Höfener Lithograph Andreas Meier mit der Abbildung des „Pflumemichels“. Die Gestaltung für das „Bläddle“ konnte starten. Die engagierten Autoren aller oben aufgeführten Gattungen legten sich ins Zeug und produzierten mithilfe der damals noch anspruchlosen Technik für die heimische Bevöl-kerung ein neuartiges Leseprodukt – das „Schutterwälder Narrenblatt“.
Natürlich waren die elitären Autoren, besonders aus dem Lehrer-kollegium, nach dem Erscheinen des Blattes über das Urteil der dörflichen Leserschaft sehr gespannt.
Die Redaktion des Blattes veranstaltete nach eigenen Angaben eine interessante „Gallup-Umfrage“ in weiten Schichten des Leserkreises und wartete mit überraschenden Ergebnissen auf, die sie der Öffentlichkeit nicht vorenthalten wollte. Nach dem Niveau der Narrenzeitung befragt, äußerte sich der Großteil der Bevölkerung, unter ihnen hauptsächlich Arbeiter, Bauern, Angestellte und auch Beamte dahingehend, dass sie den Inhalt recht verständlich und witzig-satirisch fanden. Umso mehr überraschte die Ansicht des akademisch gebildeten Ortspfarrers und späteren Ehrenbürgers,

Hochwürden Anton Schmid, der nicht gerade für überschäumenden Humor bekannt war, obwohl er Gründungs-mitglied der Narrenzunft war. Mit der lakonischen Bemerkung: „Zu akademisch“, tat er das Blatt etwas von oben herab ab. Diese Ausführung gab die Redaktion später ohne Kommentar im nächsten Blatt an die Leser weiter. Der Rauch des Zorns in den Köpfen der verantwortlichen Schreiber tat zum Glück nicht während des sonntäglichen Kirchgangs nach außen, in der Kirche hätte gar der Erstickungstot gedroht. Fazit: Das Schutterwälder Narrenblatt blieb bis zur jetzigen 65. Ausgabe, trotz Golfkrieg und Unwetterkatastrophen, ohne Unterbrechung ein sehr beliebtes Leseprodukt in der Gemeinde und darüber hinaus.

Grabstein der Mesnerfamilie im Archiv
Von Klemens Hansert


Im Jahr 2022 wurde auf dem Friedhof unweit der Friedhofskapelle das Grab des Mesnerehepaars Martha und Walter Junker nach Ablauf der Liegezeit aufgelassen. Nach Hinweis der Tochter Brigitte, in der sie auf den Grabstein mit besonderer Gestaltung hinwies, wurde vom Historischen Verein Schutterwald in enger Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister und dem Bauamt der Gemeinde die Sicherstellung des Grabsteins erörtert. Auf Vorschlag des Historischen Vereins sollte der Grabstein an der hinteren Außenfassade der Friedhofskapelle einen dauernden Platz finden. Mit Hilfe des Bauhofs wurde das neue Fundament geschaffen. Firma Meffle übernahm den Transport und die Aufstellung am neuen Platz.
Die Begründung für die Sicherstellung und den Erhalt dieses Grabsteins war:
die Besonderheit durch das Bild der Pfarrkirche, das als Ätzung eingeprägt ist. Eine weitere Besonderheit in Schutterwald ist die Beteiligung der ganzen Familie am Mesnerdienst und das mit Hingabe, was ja auch im Text auf dem Grabstein zum Ausdruck kommt. Auch hat dieser Grabstein selbst eine Geschichte, er war nämlich schon als Grabstein für die Eltern von Walter Junker verwendet, die ebenfalls gemeinsam den Mesnerdienst in der St. Jakobus geweihten Pfarrkirche in Schutterwald versahen. Dieser Stein wurde also fachmännisch und gekonnt umgearbeitet, wobei die Stein-Ätztechnik noch immer sehr gut erhalten ist.
Der Historische Verein konnte sich eine Erhaltung des Grabsteins und den Platz gegenüber dem Grabmal des Pfarrers Dr. Künstle, welches an der linken Schräge der Rückseite zur Friedhofskapelle bereits steht, vorstellen. Die Gemeindeverwaltung übernahm diese Argumente, so konnte dieser Grabstein auf der rechten Schräge der Rückseite einen bleibenden Platz erhalten.
Unser Dank für die Übernahme der Umsetzungskosten gilt Bürgermeister Herrn Holschuh, auch für die Zustimmung insgesamt. Herrn Gärtner Leiter des Bauamts, den Herren Kaufmann Geschäftsführern und Nachfolger der Firma Meffle Natursteine GmbH und den Mitarbeitern des Bauhofs der Gemeinde danken wir für die Durchführung. Insbesondere danken wir Frau Brigitte Lurk, geb. Junker für die Überlassung des Grabmals.


Hirschbühlplatz, Einweihung

Von Klemens Hansert


Der Joseph-Hirschbühl-Platz wurde am 7. Juli 2022 um 19:15 Uhr in einer kleinen Feier gewidmet.
Mitarbeiter des Bauhofes arbeiteten in den Tagen davor an der Gestaltung des „Joseph-Hirschbühl-Platzes“ neben der Kirche. Auf  Anregung des Historischen Vereins Schutterwald  hatte der Gemeinderat Ende 2020 den Platz entsprechend benannt.
Hierfür bedankt sich der Historische Verein bei allen Akteuren recht herzlich. Die Ergebnisse der Nachforschungen belegen, dass die Schutterwälder Kirche durch Joseph Hirschbühl erbaut wurde.
Forschungen des Historischen Vereins erfolgten im Landesarchiv Karlsruhe, im Grundbucharchiv in Kornwestheim, in einschlägiger Literatur, in Kirchenbüchern und im Wohnhaus des Baumeisters und Architekten in Schutterwald, in s Birkliwilhälme. Ein schöner Platz in der Nähe der Wirkungsstätte des Baumeisters erinnert mit der Tafel an den Baumeister aus dem Vorarlberg. Näheres zur Forschung im Buch Joseph Hirschbühl von Eugen Hansmann sowie Fotos unter dem Button Kirchenbaumeister Hirschbühl.



Nachtzettel

Ein Baustein der Überwachung nach der Badischen Revolution.

Von Martin Ritter, Höfen


Mit der Kapitulation Rastatts im Juli 1849 war die badische Revolution gescheitert und das Großherzogtum Baden blieb bis 1851 durch die preußische Armee besetzt. Einigen der führenden Revolutionäre gelang die Flucht in die Vereinigten Staaten (wo es Carl Schurz bis zum Innenminister brachte und Friedrich Hecker im Bürgerkrieg ein Freiwilligenregiment gründete, in dem auch der Schutterwälder Fabian Armbruster diente), andere wurden hingerichtet.

Die Angst vor weiteren revolutionären Erhebungen blieb allerdings und davon zeugt dieser „Nachtzettel“ vom 23. Februar 1850, der es Michael Ritter aus Höfen erlaubte, den Wagenstädter Weber Lorenz Gärtner für eine Nacht zu beherbergen.
Gärtner war auf dem Weg von Lahr nach Offenburg, wo er Arbeit finden wollte.
Offensichtlich wollten die Behörden nach der Revolution genau wissen, wer sich wo aufhält…


Das Original dieses Nachtzettels befindet sich im Besitz von Martin Ritter in Höfen, er ist ein Nachkomme in 5. Generation von Michael Ritter in der direkten Linie und fand dieses Relikt in den Familienunterlagen. Die Rückseite des Nachtzettels ist eine Wiederholung der handschriftlichen Einträge (die im Original sehr verblasst sind) und Vervollständigung der im Original nicht lesbaren Unterschrift des damaligen Bürgermeisters Mathias Oswald.


Nachtzettel

Nachtzettel

  

Rückseite Nachtzettel

Rückseite Nachtzettel

Repros bearbeitet: Klemens Hansert


Altes Bauernhaus überdauerte 334 Jahre

Von Clemens Herrmann


Mit dem Abriss des alten Bauernhauses der alteingesessenen Familie Andreas Wurth (†) und Tochter Rosa Wurth in der Schutterwälder Hauptstraße 40 ging wahrlich ein Stück Dorfgeschichte zu Ende. Die dendrochronologische Untersuchung ergab, dass dieses Haus spätestens im Jahre 1682 errichtet wurde.
Das alte Bauernhaus in der Hauptstraße musste für das neu zu erbauende Seniorenheim weichen und wurde im März 2016 abgerissen. Sofort entstand die Frage nach dem Alter dieses Hauses. In weiser Voraussicht und auf Tipp von Klemens Hansert, entnahm der Nachbar auf der gegenüberliegenden Straßenseite, Architekt Willy Junker (beide Mitglied im Historischen Verein), Holzproben von den Balken des Hauses und brachte sie in Sicherheit. Auf Anregung des Vorsitzenden Clemens Herrmann beauftragten Bürgermeister Martin Holschuh und Bauamtsleiter Bruno Hahn den bekannten Bauforscher Burghard Lohrum aus Kenzingen mit der Altersermittlung des alten Bauernhauses. Umgehend und voller Erwartung reiste Bauforscher Lohrum an und sichtete die vorhandenen Balkenabschnitte aus Eichen- und Tannenholz. Bei der Tanne lassen sich anhand der Jahresringe das Alter des Holzes besser bestimmen. Es lässt sich sogar feststellen, welche Jahre im Wachstum trockene oder nasse Jahre waren. Bauforscher Lohrum erklärte, dass sich mit den heutigen, modernen Methoden das Alter von Holz bis zu fünfzehntausend Jahren auf das Jahr genau zurück bestimmt werden kann. Im Beisein von Bauamtsleiter Bruno Hahn und Vorsitzender Clemens Herrmann, sägte Architekt Willy Junker auf seiner Bandsäge Holzscheiben für die Untersuchung zurecht. Lohrum bezeichnete einzelne Scheiben aus gut erhaltenen  Balken als „Sahnestücke“ und war begeistert. Bald waren die Holzscheiben eingepackt. Lohrum arbeitet mit dem Dendrochronologen Hans-Jürgen Bleyer zusammen, der in Metzingen ein gleichnamiges Institut betreibt. Gemeinsam untersuchten die beiden Fachmänner das Balkenholz des Schutterwälder Bauernhauses Wurth und kamen zu folgendem Ergebnis:

Beim Tannenholz ermittelte Daten 

1. u. 2. Probe, 26 u. 23 Ringe vom Bug, Fällung Sommeranfang 1681.  

3. Probe Kniestockwand, 52 Ringe. Fällung: Sommeranfang 1681.  

4. Probe vom Zwischenständer der Kniestockwand, 53 Ringe, 
    Fällung Winter 1681/82.

Beim Eichenholz ermittelte Daten 

5. Probe Kniestockwand, 50 Ringe, Fällung Sommeranfang 1681.

Die beiden Fachleute kamen gemeinsam zu dem Ergebnis, die Errichtung des Bauernhauses Wurth in der Hauptstraße 40, ist spätesten in das Jahr 1682 zu datieren. Man kann dieses Ergebnis als Sensation für Schutterwald nennen, wenn man in diesen bewegten Zeiten weitere Ereignisse anführt. Zum Beispiel war die Epoche der Hexenverfolgungen im vollen Gange und es war der Beginn der Aufzeichnungen von den heute noch erhaltenen Kirchen-büchern, die von uns digital fotografiert sind und deren Daten zurzeit für die Auflage eines Ortsfamilienbuchesvon uns erfasst werden.

 

Bauamtsleiter Hahn,
Bauforscher Lohrum,
Architekt Willy Junker 

v. l.

Foto Clemens Herrmann 

 

 

 

 

 

Ein Balkenabschnitt aus dem die Daten ermittelt wurden

Foto Clemens Herrmann 

 

 

 

 

 

 

Gerettete Balkenteile für die dendrochronologische Untersuchung

Foto Clemens Herrmann 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Haus Wurth um 1960,

Foto Gemeindearchiv 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anwesen Wurth im Januar 2016 vor Beginn des Abrisses

Foto Klemens Hansert 

 

 

 

 

 

Sicht vom Ehrenfriedhof am 06. März 2016 nach dem Abriss des Hauses Wurth

Foto Klemens Hansert 

 

 

 

 

 Anmerkung: Dendrochronologie ist eine Datierungsmethode der Geowissenschaft, Archäologie und Kunstwissenschaft, sie hat Beziehungen zur allgemeinen Gehölzkunde (Dendrologie). Die Jahresringe von Hölzern, deren unterschiedliche Ausformung, Dicke und Beschaffenheit gibt Aufschluss über die Klimabedingungen, Alter, Standort, Aufwuchsbedingungen und Erntejahr des Baumes.

Segnung des Gedenkkreuzes für Paulina Studer im Gewann Stangenwald bei Langhurst


Am 23. Juli 2012 wurde das Gedenkkreuz nach Restaurierung feierlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Pfarrer Killig segnete nach vorangegangenen Ansprachen des Bürgermeisters Martin Holschuh und des Vorsitzenden des Historischen Vereins Clemens Herrmann das Kreuz. Viele Bürger wohnten der Feier bei.  

Paulina Studer kam 19-jährig durch einen fallenden Baum zu Tode als sie ihrem Vater am 15. Januar 1880 zu Holzfällarbeiten das Mittagessen brachte. 

Die Restaurierungsarbeiten wurden von der Firma Huber Art aus Oberkirch ausgeführt. Durch Federführung des ehemaligen Ortsbaumeisters und Mitglieds des Historischen Vereins Karl Riester, der auch die Anregung zur Renovierung dieses Kleindenkmals gab, wurden die Arbeiten koordiniert. Für das Versetzen des Kreuzes und für die Gestaltung des Umfeldes zeichnete der Bauhof der Gemeinde unter Leitung des Bauamts Bruno Hahn und Thomas Wurth, für die Ausführung Giuseppe Ruggiero-Kopf und Alexander Junker verantwortlich. Die Finanzmittel wurden von der Gemeinde zur Verfügung gestellt.Der Historische Verein sagt im Namen der Bevölkerung insbesondere im Namen der Teilnehmer an der Feier allen danke, die bei den Arbeiten und der Finanzierung aktiv geworden sind. Dank auch dem Forstamt Offenburg für die bereitwillige Genehmigung zur Umgestaltung des Areals.

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Oh, du schöne Weihnachtszeit vor über hundert Jahren
Schutterwälder Bräuche zeigen wie anspruchslos und gesellig die Zeit um Weihnachten war. In seinem „Schutterwälder Heimatbuch“ aus den 1930er Jahren schreibt Hauptlehrer Paul Schott über Weihnachtsbräuche nach Erzählungen seiner Nachbarin, Bauersfrau Seigel. Nacherzählt von Clemens Herrmann. 

 

Das schmucke Bauerndorf Schutterwald, dessen Tracht in der Umgebung nicht Ihresgleichen findet, hat seine Eigenarten seit Jahrhunderten bewahrt und gepflegt; sie äußern sich
besonders in seinem Brauchtum, das in vielen Teilen bis in die Mitte des 20. Jahrhundert gepflegt wurden. Die Weihnachtszeit hatte es mit manchen Bräuchen in sich. Die 3 letzten Donnerstage vor Weihnachten waren die „Klöpflesnächte“; da wurden mit
Maiskörnern, Erbsen oder Bohnen von den Burschen an die Fenster der Häuser, in welchen Mädchen wohnten, geworfen. Der letzte Donnerstag war „Sperrnacht“, da kamen Burschen und Mädchen abends in einem Hause zusammen und aßen und tranken bis Mitternacht. Kam der Heilige Abend, blieb man zu Hause in der mollig warmen Stube. Einen Christbaum oder Krippe kannte man damals noch nicht. Für Kinder stand auf dem Tische je einen Teller voll
Äpfel, Nüsse und einen Wecken, angeblich vom Christkind durch das Fenster gereicht. Zu Mette ging man damals um 12 Uhr (nachts). Man glaubte, die Tiere könnten in der Mitternachtsstunde sprechen. In dieser Nacht legte man auch die Zwiebelschüsselchen. Jedes
hatte einen Monatsnamen. In die ausgehölten Schalen wurde mit jedem Glockenschlag um 12 Uhr Salz gelegt. Je nach der Feuchtigkeit, die darin enthalten war, wollte man auf die
Nässe des betreffenden Monats schließen. Auch die „Lostage“, die am 20. Dezember beginnen, sollten das Wetter der einzelnen Monate prophezeien. Um 12 Uhr in dieser Nacht wurde am Brunnen das Christwasser geschöpft, von dem am anderen Morgen alle
Familienmitglieder tranken. Den Rest schüttete man an die Obstbäume, denn man schrieb dem Christwasser eine heilsame Wirkung zu. Am Weihnachtstage selbst ging man in der Festtags- tracht zur Kirche, blieb aber sonst zu Hause. Am Stephanstag ging das junge Volk zum Tanz. An diesem Tage nahmen auch Knechte und Mägde Abschied, denn das war der Tag, an dem die Stelle gewechselt wurde. Am 27. Dezember war der „Bündelistag“.
Freundinnen und Freunde halfen den „Trog“ (Korbkoffer) zu packen, der dann auf das „Bennewägelchen“ (leichter Lastenwagen) geladen wurde. Alle fuhren mit zur neuen Stelle. Sie setzten sich aber nicht auf das Sitzbrett, sondern auf den Trog. Wurde ein neuer Knecht
oder eine neue Magd eingestellt, bekam sie das „Haftgeld“; dadurch war der Dienstbote verpflichtet die neue Stelle anzutreten. Als Weih- nachtsgebäck gab es bei den Vornehmen auch schon Gugelhupf, bei den meisten aber nur das Birnenbrot, dessen Teig mit Birnen-schnitzen versehen waren und zu Rundlaiben gebacken wurden. Geschickte Burschen schenkten ihrer Liebsten an Weihnachten
selbstgeschnitzte „Buttermodel“. Oh, du schöne anspruchslose Weihnachtszeit. 

 

Geschickte Burschen schenkten ihrer Liebsten zu Weihnachten das „perfekte „Weihnachtsgeschenk", ein selbstgeschnitztes Buttermodel. 

Historisches Schriftstück nach über 100 Jahren auf dem Dachboden entdeckt
Tagebuch des einstigen Heimatforschers Emil Adolf Seigel lag versteckt in einer Holztruhe. 

Von Clemens Herrmann.

Einen überraschenden Fund machte die Schutterwälderin Erika Rudolf auf dem Dachboden ihres Hauses. Das fast unberührte Tagebuch des einstigen Schutterwälder Heimatforschers Emil Adolf Seigel lag in einer Truhe. Nur eine kurze, nach ihm benannte Seitenstraße erinnert an den Heimatforscher in Schutterwald. Ansonsten scheint die Erinnerung an ihn im Ort zu verblassen. Emil Adolf Seigel verfasste von 1910 – 1915 eine erste Chronik unter
dem Titel: „Varia aus Schutterwalds Vergangenheit“. Seigel war einziger Sohn seiner Eltern und verfügte durch seine Verehelichung mit der begüterten Anna Wörter aus Hofweier über ein beträchtliches Vermögen, welches ihn allen finanziellen Sorgen enthob und ihn in den Stand setzte, neben seiner Vermögensverwaltung (er war Kaufmann) sich der ihm angeborenen Neigung, der Erforschung seiner Familien- und Heimatgeschichte zu widmen.
Er fand im Altpapier auf dem hiesigen, alten Rathausspeicher Pergamente und Originalurkunden, welche er nach Verarbeitung dem örtlichen Gemeindearchiv zur besseren Aufbewahrung übergab. Er forschte im Generallandesarchiv, dem Straßburger Stadtarchiv, in
den Archiven von Wetzlar, Zabern, den Universitätsbibliotheken des Landes, und der Landesbibliothek in Karlsruhe. Außerdem suchte er in den Archiven der früheren für Schutterwald zuständigen Patronats- und Bannherren, sowie den Amt- Gemeinden- und Pfarrregistraturen alles Material, welches er heimatgeschichtlich verarbeiten und in Buchform der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Er veröffentlichte seine Aufzeichnungen zuerst in der Wochenschrift: „D´r alt Offenburger“ als periodische Aufsätze.  

 Durch die misslichen Verhältnisse in der Nachkriegszeit (1. Weltkrieg) ging sein ganzes in Kapital angelegtes Vermögen verloren. Total verarmt, doch der Öffentlichkeit verheimlichend, litt er von da ab bitterste Not und Nahrungssorgen. Es fehlten ihm nun die Mittel, die er brauchte, seine ganze Arbeit in Buchform heraus zu bringen. Seine Gesundheit und seine Geisteskraft verfielen. Sein geistiger Verfall nahm überhand und machte ihn zur Weiterarbeit unfähig. Am 15. Dezember 1926 verstarb Emil Adolf Seigel in der Acherner
Illenau. Ein guter Freund (Franz Armbruster, sen.) nahm sich seiner Arbeit an und veröffentlichte das Buch: „Die Varia“ ab 1927.
Das von Erika Rudolf aufgefundene Tagebuch enthält dagegen nur Episoden aus den familiären, nachbarschaftlichen und dem öffentlichem Leben. So sind sowohl heitere, als auch
nachdenklich-ernste Kurzaufzeichnungen zu lesen. Mal wird „s´Sattlers Magd“ zurechtgewiesen, weil sie nach einem geworfenen Schneeball Seigels Nichte ohrfeigte, mal wird über ein von ihm verfasstes „Entschuldigungsschreiben“ an die Lehrer Schnarrenberger und Eckstein berichtet, weil die Nichte wegen Husten die Schule nicht besuchen konnte. Auch über Wahlver-anstaltungen im „Ochsen“ mit dem damaligen Landtagsabgeordneten Wirth (späterer Reichskanzler der Weimarer Republik) und über sonntägliche Stammtischrunden im „Adler“ mt Pfarrer (Buggle), Lehrer (Schnarrenberger, Bauern und Jäger (Kümmerlin) wusste Seigel zu berichten. Ebenfalls auch über die Inhaftierung von drei Handwerksburschen wegen „Raufhändel“ in „Herrmanns Restauration“. Alles in der Zeit ab 1911 bis 1914.
Da seine Aufzeichnungen in „Sütterlinschrift“ gemacht wurden, waren sie schwer lesbar. Schreinermeister Eugen Hansmann vom Historischen Verein kennt diese Schrift noch und „übersetzte“ das ganze Werk in die heutige Schriftart. Ihm und Frau Erika Rudolf ist es nun zu verdanken, dass erneut historisches Kulturgut für die Nachwelt erhalten bleibt. Der Historische Verein hat das Tagebuch von Emil Adolf Seigel als dauernde Leihgabe in Verwahrung genommen.

 Heimatforscher Emil Adolf Seigel, *18.08.1868 - †15.08.1926. 


 Erika Rudolf mit dem Tagebuch von Emil Adolf Seigel, links, Eugen Hansmann übersetzte das Buch in die heutige Schrift. Rechts der Vorsitzende des Historischen Vereins, Clemens Herrmann. Das Tagebuch steht unter Dowload als PDF zur Verfügung. 

Besuch im Generallandesarchiv Karlsruhe

Suche nach dem Erbauer der St. Jakobus Kirche in Schutterwald.

Von Klemens Hansert
Am 31.10.2014 waren Clemens Herrmann, Eugen Hansmann und Klemens Hansert vom Historischen Verein Schutterwald, zur Recherche im Generallandesarchiv Karlsruhe. Im Lesesaal wurden von ihnen die Schriftstücke der Akten des Patronatsherrn der Pfarrei Schutterwald, Röder von Diersburg durchgesehen. Im Ausschlussverfahren wurden mehrere hundert Seiten auf die Jahreszahlen von 1750 bis 1790, auf den Begriff Kirchenbau, Neubau, Kirchenkosten, rund weg alles was mit einem Kirchenbau zu tun haben könnte und auf Namen wie Hirschbühl, Hirschbiehl und Hirsbiel oder ähnlich durchsucht.
Vorergebnisse wurden von Eugen Hansmann aus Studien der Kirchenbücher und aus Quellen in der Ortenau ermittelt.
Herr Dr. Cornelius Gorka, Zentrale Organisation Kreisarchiv, wies uns ebenfalls weitere Wege.
„… Schutterwald hatte ja eigentlich drei Landesherren:
- Landvogtei Ortenau (Oberamt Offenburg)
- Grafen von der Leyen (als Erben der Hohengeroldsecker) und
- Freiherrn von Franckenstein.
Vielleicht hat sich auch in deren Archiven eine Ersatzüberlieferung zum Kirchenbau erhalten. Da kann Ihnen das Landesarchiv ebenfalls weiterhelfen …“
- Zum Erzbischöflichen Diözesanarchiv Freiburg und
- zu den Akten des Hochstifts Straßburg (weltlicher Bereich), diese liegen sowohl im GLA Karlsruhe als auch im Departementalarchiv Straßburg.“ Diese Hinweise sind für unsere weiteren Recherchen sehr hilfreich.
Grund für diese Recherche ist – es gibt bis heute keine gesicherten Erkenntnisse über den Erbauer der Kirche zu Schutterwald.


Wir suchen also den Baumeister der Schutterwälder Kirche!

Während der ca. 8-stündigen Lesezeit im Lesesaal des Generallandesarchivs (GLA) Karlsruhe, wurden wir, nach Erlangung des Leserausweises, in die Benutzung und Abläufe bei der Recherche im GLA eingewiesen. Hilfreiche Hände förderten aus der Tiefe des Archivs die von uns bestellten Seiten zu Tage d. h. zu uns auf den Tisch in den Lesesaal. Dort wurden mit vorsichtigster Behandlung die Seiten durchgesehen. Das Papier entspricht in seiner Substanz der Qualität, die wir aus den Kirchenbüchern der kath. Pfarrgemeinde Schutterwald kennen. Aus den Kirchenbüchern, die  alle von uns mit der neuesten Technik der digitalen Fotografie in Fotodateien übernommen wurden, damit das Papier und die Bücher geschont werden, übernehmen wir nun zusammen mit den Herren Martin Junker aus Langhurst, Martin Ritter aus Schutterwald und
Dr. Harald Ritter aus Höfen die Daten aus den Fotodateien in eine Datenbank. Nach vollständiger Erfassung wird die Erstellung eines Ortsfamilienbuchs möglich.
Bei Recherchen zu jedwedem Thema findet man Ereignisse nebenbei, die uns den Weg zu weiteren Quellen für weitere Recherchen weisen, die es aber wert sind, veröffentlicht zu werden,. So auch dieses Mal. Wir konnten in der Akte  

GLA 72 Lehen- und Adelsarchiv Nr. 7010, Röder von Diersburg
erkennen, dass das jetzige Pfarrhaus zu Schutterwald im Jahre 1650 fertiggestellt wurde. Ebenso ist die Zeitspanne vermerkt, in der der Vorgängerbau der St. Jakobuskirche in Schutterwald errichtet wurde, nämlich vom 20. Juli 1650 bis 30. Juli 1600.
In diesem einen Jahr Bauzeit wird deutlich, dass es sich nicht um eine große Kirche gehandelt haben kann, was sich im letzten Teil dieser Niederschrift auch zeigt. Dort geht es um den Antrag für den Neubau der St. Jakobus Kirche in Schutterwald, deren Grundsteinlegung im Jahr 1784 erfolgte.
Akte GLA 368 Nr. 228 unter den Daten 12.10.1784 und 01.10.1784
Hier kann man über einen Streit lesen, dessen Gegenstand die Bezahlung eines Bildhauers Johann Speck, auch Specker genannt, von Offenburg war. Herr Specker hat im Auftrag der Gemeinde Schutterwald eine Skizze für den Hochaltar der Pfarrkirche gefertigt. Das Ergebnis war für die Auftraggeber scheinbar nicht akzeptabel, was dazu führte, dass das ausgehandelte Honorar nicht bezahlt werden sollte. Der Streit endete am 17.01.1785 höchstwahrscheinlich mit einem, wie man heute sagen würde „außergerichtlichen Vergleich“, denn es ist nirgends ein Schieds- oder Richterspruch im Text erkennbar.
Handelnde Institutionen waren neben dem Bildhauer Herr Specker und der Gemeinde Schutterwald auch der am Rande erwähnte Patronatsherr Röder von Diersburg, in dessen Akten im GLA diese Unterlagen archiviert sind.
Fazit für die Recherche nach dem Baumeister der Kirche ist:
1. Das GLA beinhaltet in den Akten des Lehens- und Adelsarchivs der Familie Röder von Diersburg keine Aussage zum Baumeister der Schutterwälder Kirche. Auch in den Akten der heutigen Roeder v. Diersburg, Hans-Christoph Freiherr, Weingut in Hohberg Diersburg sind keine Akten über Leistungen zum Kirchenbau in Schutterwald auffindbar.
2. Die Gemeinde Schutterwald hat aufgrund des Auftrags an den Bildhauer Herr Speck aus Offenburg vielleicht doch mehr Anteil am Bau der Kirche als bisher angenommen, wenn der Kirchenausbau (Hochaltar) so hohe Wogen schlägt.
3. Dies ist ein Hinweis, dass der nächste Ort der Recherche, das Gemeindearchiv in Schutterwald sein wird. Das Gemeindearchiv wurde von Herrn Dr. Dieter Kauß, †24.04.2011, Vorsitzender des Historischen Vereins für Mittelbaden von 1984 bis 2002 und Kreisarchivar geordnet. Somit ist eine gezielte Suche möglich. Als verantwortliche Ansprechpartnerin der Gemeindeverwaltung hat Frau Elisabeth Fischer geb. Corbe, infrage kommende Akten im Findbuch bereits identifiziert. Diese gilt es nun zu sichten. Dritter Rechercheort wird dann das noch zu ordnende Archiv der Kirchengemeinde St. Jakobus Schutterwald sein. Und als 4. Ort um zu recherchieren, das Diözesanarchiv in Straßburg, zu dessen Diözese Schutterwald im 18 Jahrhundert gehörte. Im Diözesanarchiv Freiburg sind keine Unterlagen zu o.g. Recherche enthalten. Möglicherweise wird aber der Weg wieder zum GLA Karlsruhe führen, denn dort sind wiederum die Diözesanakten aus Straßburg in Kopie archiviert und ggf. für uns einfacher zu erreichen.


Ein langer Weg! 

 

Ein weiterer Meilenstein auf der Suche nach dem Erbauer der Schutterwälder Kirche ist die u.a. Kopie eines Briefes mit anschließender Transliteration in das lateinische Alphabet. Dieser Brief ist archiviert im Generallandesarchiv Karlsruhe unter der Signatur: GLA 69 Röder-2 Nr. 550
Der Kopf des Briefes weist in französischer Sprache auf das Schriftstück in Kopie hin, die handschriftlich, mit leider sehr unregelmäßigem Schriftbild, ausgefertigt wurde. Sehen Sie selbst:                       

 

Transliteration des abgeb. Briefes durch Klemens Hansert


Copie de la lettre du Stalit‘ de Mrs: Derthal reçu le 27. Febry. 1782. 

 

Euer, Eure Genaden, genaden ist Sonter Anführung zur Genüge bekannt, daß die Gemeinde Schutterwald schon vor vielen Jahren hat über ihre kleine Kirche! So wohl als über ihren zu niedrigen Kirchthurm mehrere Beschwerden und Klagen geführet zu mahlen eines Theyls eine Kirche, gleich wie die Schutterwälder von 52 Schuh* in der Längen und 32 Schuh in der Breite bey weitem nicht hinlänglich seyn eine über 800 pfarige bewohnet Gemeindt nur zur Hälfte wüll nicht sagen auf einmal zu fassen, und anderen Theyls wegen dem niederen Kirchthurm, welcher kaum nur etwas weniges über das Dach des ohnehin auch niederen Langhauses hervorgehet, den Schall der Klocken aufgehalten und von vielen im Dorf Schutterwald, zugeschweigen vondenen entfernten zu Höfen und Langhurst wohnenten Pfarrgenossen nicht gehört würdt. Gleich wie nun diese Beschwerten von der Gemeinde Schutterwald sowohl bey hies-seitigen Bannherl. Ambt, als auch bey dem kays. Königl. Ortenaul. Oberambt dermahlen vorgebracht, und von daher eingemeinschaftlich Augenschein veranlasst , selbiger auch J 22ten dieser von mir, und den H: Vogt von Griesheim mit Zuzug einiger Bauverständigen von Schutterwald und Griesheim eingenommen und dabey befunden worden, daß daß obbesagte Beschwerten nicht allein guten Grund haben sondern auch anlaß von erwähnter Gemeinde Schutterwald dabey weitter vorgebracht anerbieten, und der falschen Entschluß, ohnerachtet des Langhaus Feuer (oder Dauer) vor (von) 50 Jahren neu auferbauet worden selbes niederzureißen und eine längere breytere und höhere von Grund aus neu zuerbauen allerdingen als eine unvergängliche Nothwendigkeit zu gefallen seyen. Hingegen bey solchen Umständen das Chor viel zu klein, und der Thurm viel zu niedrig ist, und dieser wegen seiner ehemaligen baulosigkeit (baufälligkeit) ohnehin einer starken Reparation bedürftig ist, so lebet die Gemeinde Schutterwald in zuversehender Hoffnung Hw: Hw: G: Ga: wenden diese Nothwendigkeit keines wegen verkennen dahero keine neue ganz größere und sich als Colatores und Decimatores nach Proportion des neu zu erbauenden Langhauses ebenmäßig den Chor zu erweithern, und nebst den Thurm zu erhöhen gefallen lassen. Hie? welcher Hw: Hw: Gr: Gr: eines weilen nicht verhallen sollen, der ich nächsten sehr gehorsamster ausbittung einer gefälligen baldigen Antwort im gehorsamsten Respekt stets harre
Unterschrift als Kürzel Hw: Hw: G: G:
Verfasst: Stuber Ambtmann
Offenburg J: 29. Febry. 1782 

 

Anmerkungen:  

Transliteration ist die buchstabengetreue Übertragung von Wörtern aus einer Schrift in eine andere. Diese Übertragung war in einigen Fällen wegen nicht eindeutiger Lesbarkeit nur eingeschränkt möglich, diese Textstellen sind mit gelber Farbe hinterlegt. Falls Sie als geneigter Leser Korrekturempfehlungen haben, nehmen wir uns diesen gerne an. Bitte schreiben Sie uns unter dem Button Kontaktformular auf unserer Hauptseite. Herzlichen Dank.

 

*Ein Schuh wurde als Längenmaß von ca. 28 cm bis 32 cm verwendet, hier ist wohl das gebräuchlichste Maß von 30 cm gemeint. Diese Länge ist mit dem heute noch geltenden engl. oder amerikanischen Fuß gleichgesetzt. Abkürzung ft und misst 30,48 cm, nämlich 12 Zoll. Mit diesen Annahmen war die Vorgängerkirche zu Schutterwald, also vor 1782 ungefähr 15,85 m lang und 9,75 m breit.

 

Die lateinischen Begriffe bedeuten:  

Colatores: der Beisteuernde (dies deutet auf den Patronatsherrn hin).  

Decimatores: Plural von Decimator oder Zehentner.  

Der Decimator war mittelalterlicher Amtsträger/Beauftragter von Klöstern, Pfarreien, Grundherren oder Zehntpächtern. Seine Aufgabe war es, den Zehnt einzutreiben. Der Begriff wurde aber auch für die Empfänger des Zehnts angewandt, wie z. B. die „Decimatores majores“, d. h. die Empfänger des „Großen Zehnten“, „- minores“, die Nutznießer des „Kleinen Zehnten“.Vermutlich ist in diesem Brief der Begriff Decimatores eher als Zehntempfänger zu verstehen, denn die Decimatores sollten, wie die Colatores im Wortsinn als „Genehmiger“ den größeren Kirchenbau befürworten (sich die Argumente gefallen lassen).

Eugen Hansmann
„Kindheit unter Kreuz und Hakenkreuz“
1939, Deutschland steht kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. In Schutterwald, in der Rheinebene, nahe der französischen Grenze, erlebt der damalige 8-Jährige, die Zeit des Nationalsozialismus bis zum bitteren Ende des Deutschen Reiches.

 

Einige Passagen aus dem Buch:
… Ich war damals etwas über sieben Jahre alt und saß an diesem schönen Morgen mit meinem Freund und Spielkameraden unweit des Dorfes in der Furche eines frisch gepflügten Ackers und wir spielten. … Wir hatten ein Hitlerbild in DIN A4 Format aus der Zeitung ausgeschnitten, darauf war Hitler abgelichtet, wie er mit staatsmännisch heroischem Blick in die Ferne schaute. Dieses Zeitungsbild war vierfarbig bedruckt, was für die damalige Zeit etwas Außergewöhnliches war. Die Propaganda hatte uns kleine Erstklässler voll erfasst, …
Die Schüler standen während meiner Kindheit unter der strengen Aufsicht des Kirchenord-ners, des „Kirchenschüttlers“, der zu meinem größten Leidwesen und zum Missvergnügen der restlichen Familie, unser Vater war. Er hatte für Zucht und Ordnung zu sorgen und tat dies auch streng und unnachsichtig.
Am Jakobifest, dem Schutterwälder Kirchen-patrozinium, kam nach der Vesper endlich der lang ersehnte Augenblick, in dem wir Kinder uns in das Vergnügen stürzen durften. In der Mitte des Dorfes war ein Rummelplatz aufgebaut, mit Karussell, Schiffschaukel und Schießbude…
… Viele von uns hatten schon von zu Hause aus, eine distanzierte Einstellung zu der Ideologie des Nationalsozialismus. Deshalb waren wir ohne viele Worte zu machen, oder es nach außen
merken zu lassen, eng miteinander verbunden. Dazu hatten wir noch das Glück, während des ganzen Krieges, in unserer Pfarrei einen jungen Kaplan zu haben, der uns Freund und geistiger Führer wurde…
… Für uns Kinder waren diese Feldküchen faszinierende Attraktionen, von denen wir nicht mehr wegzubringen waren. Meine Schwester und ich hatten das ganz besondere Glück. Eine dieser Feldküchen stand im Hof unserer Patentante. Und da ich schon unter normalen Umständen mehr bei meiner Patin „Karlin“ war, als daheim, verbrachte ich nun jede freie Minute bei den Soldaten.
… Jeder Mensch, vom Kleinkind bis zum Greis, bekam eine Gasmaske verpasst, die man immer griffbereit bei sich tragen sollte. Das waren scheußliche grüne Gummimasken, die einen unangenehmen Geruch nach Gummi ausströmten. Als ich meine Maske das erstemal zur Probe aufsetzen musste oder besser gesagt, meinen Kopf hineinzwängen musste, bekam ich Atemnot und Angstzustände…
… Wir hatten daher reichlich Benzinvorrat in einem alten Blechfass im Schopf gebunkert, obwohl Vater sein Leichtmotorrad unter dem Heu versteckt hatte und nicht damit fahren konnte. Das musste er verstecken, weil Soldaten der SS schon einige Male das Dorf gefilzt und alle vorgefundene Motorräder und Fahrräder für den Fronteinsatz „requiriert“ (gestohlen) hatten…
… Dann am Freitag, so gegen Mittag, kamen wieder einmal die französischen Jabos über uns. Zuerst lief alles so ab, wie wir es in der Zwischenzeit gewohnt waren. Mein Freund und ich, standen wie üblich unter der Haustür seines Elternhauses, um das aufregende, und immer wieder neu faszinierende Schauspiel zu beobachten, natürlich wie immer sprungbereit, um bei Gefahr blitzschnell in den Hausflur, oder in den Keller sausen zu können. …
…. Dann sahen wir über der Barrikade den ersten Geschützturm eines Panzers auftauchen. Direkt in der Kirchstraße, ein paar Meter weiter südlich in Richtung Höfen, war zwischen zwei Häusern nochmals eine Panzersperre aufgebaut, allerdings mit einer offenen Durchfahrt. Die Panzer hielten an, und sicherten erst einmal in alle Richtungen, ob die Luft rein ist. Erst dann fuhren sie nach einem kurzen Stopp weiter. …
… Die deutsche Flak nahm nun vom Ortenberger Schloss aus, wieder die Straße zwischen Höfen und Hofweier unter Feuer und immer, wenn dort im freien Feld die französischen Fahrzeuge in einem Affenzahn durchrasten, wurden sie von den Deutschen beschossen …
… Während des Gespräches fing der fremde Soldat an sich zu brüsten, dass sie vorgestern einige Polen aufgehängt hätten. Dann erzählte er dem alten Mann, dass alle polnischen Fremdarbeiter aus der ganzen Um-gebung bei der Hinrichtung zuschauen mussten und dann sagte er: „Die waren alle käsweiß im Gesicht, denen haben wir es gezeigt. Jetzt wissen sie wieder, wie sie sich zu verhalten haben“. Dabei ging ein hässliches Grinsen über sein teigiges Gesicht…
… Wir brauchten uns vor den feindlichen Flugzeugen nicht mehr verstecken, sondern konnten ohne Angst den Sturzflügen und Kapriolen der französischen Flugzeuge zuschauen, lediglich vor den herunterkommenden Granatsplittern der explodierenden Flakgeschossen mußten wir uns noch vorsehen. Der Krieg ging für uns damit zu Ende, obwohl am nächsten Tag südlich von unserem Dorf noch einmal heftig gekämpft wurde ...

 Schutterwald Historisch

Zusammenfassung   aus  alten Chroniken und Archivunterlagen die  mehreren Folgen im Amtsblatt der Gemeinde Schutterwald in den Jahren  1998 und 1999 von Artur Hohn veröffentlicht wurden.
 

Schutterwälder Auswanderer des 19. Jahrhunderts.  

Die ersten urkundlich erwähnten Auswanderungen von nur 2 Schutterwälder Familien nach Ungarn stammen aus den Jahren 1761 und 1769 . Offenbar folgten sie dem verlockenden Aufruf der Kaiserin  Maria Theresia, die Donauländer zu besiedeln.

Zwischen 1830 und 1840  verließen bereits über 20 Familien unser Dorf. Jedoch die zwei wichtigsten Auswanderungsperioden für Schutterwald  waren die Jahre 1846  und die Zeitspanne zwischen 1850 und 1859 – einherausragendes Ereignis also vor rund 150 Jahren. Auswanderungsziel war vorwiegend Nord-Amerika, nur wenige  gingen  nach Brasilien, Kanada, Frankreich, Schweiz, Ungarn, Polen und Algerien. Die meisten reisten mit einem  Einreisevisum in der Tasche, nur wenige, oft aus strafrechtlichen Gründen, überquerten den Atlantik illegal. Mehrheitlich waren es junge, tatkräftige Männer als Einzelpersonen, von denen einige ihre Freundin oder ganze Familien nachkommen ließen. Dass  gerade in jenen Perioden  nahezu über 500 Bürger ihrer  Heimat Schutterwald  den Rücken  kehrten, lag weitgehend  an der unsäglichen Not (Hungersnot), in der sich diese Menschen befanden, hervorgerufen durch  schlechte Saat, Kartoffelfäule, nasses Wetter und Hagelschlag. Von Weißrüben wurde  von der „Fritzlis Vreni“ im alten Schulhaus hinter dem damaligen Rathaus in einem großen Kessel für die arme Bevölkerung Suppe gekocht und unter polizeilicher Aufsicht verteilt. Der Brotpreis kletterte in jenen Jahren über das Doppelte hinauf, und dies waren zugleich „goldene Zeiten“ für die Reichen, die buchstäblich für einen Laib Brot einen Acker kaufen konnten.  

Die beschwerliche Reise von Straßburg bis Le Havre trat man mit dem Fuhrwerk an. Pro Zentner (Person und Fracht) mussten 6 Gulden bezahlt werden. Vielfach hat die Gemeinde  Reisezuschuß gewährt, um die relativ hohe Summe von insgesamt 1000 Gulden  aufzubringen. Um lästige Esser los zu werden, scheute man nicht davor zurück, selbst Verurteilten  Straferlaß bei Auswanderungs-bereitschaft zu gewähren. Als auffälligster Sträfling unter den Auswanderern wird ein berüchtigter Weber  namens Felix Schäk genannt, der 1858  im Altervon 38 Jahren  auswanderte. Er war unehliches Kind einer unehlichen Mutter und erhielt schon mit 14 Jahren  in Straßburg wegen Diebstahls eine Gefängnisstrafe. Später verbüßte er wegen Totschlags 10 Jahre Zuchthaus, anschließend wurden ihm  16 Monate Haft zudiktiert wegen 3 Diebstählen. Mit seinem Auswanderungsantrag verpflichtete sich die Gemeinde, die Hälfte der Reisegeldsumme  zu übernehmen mit der strengen Auflage, die Reise direkt über Kehl-Straßburg anzutreten  und später niemals  mehr nach Schutterwald zurückkehren zu dürfen.

Die Mehrzahl der Schutterwälder Auswanderer des 19. Jahrh. steuerten New York  oder New Orleans an als ihre vorläufige Bleibe, von dort aus wollten sie im Innern des Landes Arbeit finden.

Die Mitfinanzierung von Auswanderungen kostete die Gemeinde hohe Geldsummen, die z. T. als Schulden ausgewiesen werden mussten. Offenbar nahm sie auch beim hiesigen Kirchenfond Geld auf. Als Rückzahlung  hierfür forderte der damalige Ortsgeistliche einen gesamten Holzschlag, daher heute noch der Name „Pfaffenschlag“ als Gewann-Name. Die Frage nach dem Schicksal all dieser Auswanderer läßt  z. T. nur zwiespältige Rückschlüsse zu. Sehr bald galten bereits 7 Personen ehemaliger Schutterwälder als verschollen. Schon die Nachkommen der Auswanderer standen mit den hiesigen Verwandten meist nicht mehr in Verbindung. Von nur wenigen ist bekannt, dass sie in guten Verhältnissen lebten, als ehrsame Landwirte oder Gewerbetreibende. Ein B. Bayer aus Schutterwald besaß 1850 in Pennsylvania großen Grundbesitz und Petroleumfelder. Eine ansehnliche Farm besaß auch ein Landolin Armbruster, ausgewandert 1846, dessen Neffe im amerikanischen Freiheitskrieg (1861 -1865 als Sergeant umkam. Nachkommen eines Roser Ludwig  sollen eine große Hühnerfarm und eine Kühlmaschinenfabrik besessen haben.

Nach dem 1. Weltkrieg  hat der 1880 ausgewanderte Seigel Franz der hiesigen Pfarrei eine größere Geldsumme  zur Anschaffung neuer Glocken überwiesen. Aber weit größer  war die Zahl derer, denen das  Glück in der neuen Welt weniger hold war.  Viele von ihnen wurden schon während der beschwerlichen  Überfahrt Opfer unverschämter  Agenten und Spekulanten. Sie unterschrieben oft Arbeitsverträge, die ihnen nur ein Minimum dessen zusicherten, was z. B. in New Orleans den begehrten deutschen Arbeitern als Höchstlohn zustand. In einer offiziellen Warnung  von 1866 heißt es sogar, dass Auswanderer im Staate Ohio als Sklaven verkauft wurden. Ein tragisches Einzelschicksal   als Beispiel für viele Auswanderer  ist die Geschichte von  Joseph Armbruster, ausgewandert 1854, entnommen aus über 40 Briefen, die von seinen Eltern  und deren Nachkommen  aufbewahrt und vererbt wurden. Mitte Mai 1854  verließ dieser Bürgersohn seine Heimat Schutterwald und brach auf nach Nordamerika. Er muß nicht gerade einer von denen gewesen sein, der seinen Eltern viel Freude machte, denn in vielen Briefen  bat er immer wieder seine Eltern um Verzeihung wegen seines schlechten Lebenswandels, den er in seiner Heimat geführt hat und wegen des vielen Kummers, den er seinen Eltern bereitet hat.

Bereits aus Le Havre  schreibt er, daß mit ihm dort  3000 Auswanderer auf die Überfahrt warteten. Er schloß  mit der Schiffsgesellschaft einen Überfahrtsvertrag mit Selbstverpflegung ab und kaufte sich die nötige Ausrüstung mit Zutaten (Kochgeschirr, Wasserflasche, Essigflasche, Nachtgeschirr u.a.) und stach mit dem Schiff  “Redow“  am 20.5.1854 in See.

Das Schiff war 70 Fuß (ca. 25 m ) lang und 20 Fuß   (ca.   6 m) breit. Es hatte für die Passagiere keine Kabinen.  In einem großen Raum  des Zwischendecks standen viele breite Bettstellen, in jeder schliefen 4 Mann.  53 Tage  lang befand sich das Schiff auf hoher See bis es in New Orleans anlegte. Während der Seereise war er 16 Tage  lang seekrank. Die Cholera brach an Bord aus  und 5 Auswanderer  fanden in den Meereswellen ihr Grab, darunter auch ein Valentin  Kempf  aus Waltersweier. Nachseiner Landung besuchte er seinen Onkel Landolin  in St. Louis und seinen Vetter Jakob, der zwei Wegstunden entfernt einen Hof gepachtet hatte.  Bei seinem Vetter verdiente er sein erstes Geld. Bereits nach zwei Jahren schickte er seinen Eltern 40 Dollar. Das heiße Klima setzte ihm sehr zu. 1857 erkrankte er ernstlich, gesundete aber aufgrund der guten Pflege durch seine Verwandten. Vier Jahre lang  hatte er einen erträglichen Arbeitsplatz, wurde aber zweimal bestohlen und verließ daraufhin seinen Arbeitgeber. Seiner früheren Begeisterung für Amerika wich jetzt tiefe Enttäuschung  und er warnte in seinen Briefen vor Auswanderung. 1860 hatte er genug vom Leben eines Landarbeiters, sein unruhiges Blut trieb ihn in die Armee. Er wurde im 2. Infanterieregiment  eingestellt und verpflichtete sich für 5  Jahre. Nach Beendigung der Dienstzeit wollte er nach Deutschland zurückkehren.  Seinen Eltern schickte er mehrmals Geldsummen (130 Dollar, 70 Dollar …) Im Krieg der Nord- gegen die Südstaaten  nahm er an 11 Schlachten teil u. wurde wegen Tapferkeit zum Sergeanten befördert. Schwer verwundet verbrachte er zwei Monate in einem Lazarett. Offenbar sagte ihm das Soldatenleben zu, denn er unterschrieb für weitere 3  Jahre  und kündigte in einem Brief  eine Geldrate von 300 Dollar zu Hause an. Noch konnte er nicht ahnen, dass dies sein letzter Brief sein sollte. Der nächste Brief an die Eltern war von der Hand seines Vetters geschrieben. Er setzte seine Eltern in tiefe Trauer. In Erwartung der Heimkehr ihres Sohnes mussten sie statt dessen erfahren, dass dieser auf dem Missisippi   von Bord eines Urlaubsdampfers  gefallen und ertrunken  war.  Dieses Unglück ereignete sich  am 24.10. 1864. Wohl hat man ihn aus dem Wasser gefischt, aber das Geld, das er immer bei sich trug, um es alsbald nach Hause zu schicken, fehlte.

Ein menschliches Schicksal also, wie es sich bis in unser modernes Zeitalter fast täglich  wiederholt, ob bei Betriebsumfall, Flugzeugabsturz  oder Verkehrsunfall auf der Straße. 

 

Historisch topografische Beschreibung des Ortes Schutterwald mit seinen Nebenorten  Höfen und Langhurst laut „Großherzoglich-Badischem  Lexikon  1813/16

Schutterwald:  Eine  Vogtei bestehend aus den Dörfern Schutterwald, Langhurst und Höfen, welche eine Pfarrei und Gemeinde bilden; dieselbe ist dreiherrisch, d. h. einige der Einwohner  sind  ortenauisch (badisch), andere geroldseckisch u. andere frankensteinisch. Das Gemeinwesen zählt  insgesamt 170 Bürger von denen 20  Familien  geroldseckisch  sind. Die Bürgerzugehörigkeit wechselt wie in Zunsweier und fällt nach des Vaters Tod und den Eigenschaften  (Herkunft ) der Mutter bald diesem, bald jenem Herrn zu. Die Freiherrn von Frankenstein übten vormals die Grundbann daselbst und  niedere Gerichtsbarkeit  aus. Das Gericht dieser Gemeinde  besteht unter dem Vorsitz  des frankensteinischen  Beamten als Gerichtsschreiber, aus dem frankensteinischen Stabhalter, dem Großherzogisch - Badischen Zwölfer und dem Geroldseckischen Vogt. Der Zehnte und Pfarrsatz  gehörte dem Freiherrn v. Roeder in Diersburg.  Dieses  Pfarrdorf grenzt an die Stadt Offenburg, an das Amt Lichtenau und Altenheim, an den Freiherrlich v. Türkheimschen Bann  Rohrburg und ist etwa eine Wegstunde vom Rhein entfernt.  Daselbst  befindet sich eine im Jahr 1784 aus den Mitteln der Gemeinde neu erbaute prächtige Pfarrkirche, und die Einwohner  ernähren sich ganz vom Fruchtbau  (Landwirtschaft), bauen auch sehr viel Hanf an womit sie starken Handel treiben, und gehören, mit Ausnahme der Geroldseckischen Untertanen, zum Bezirksamt Offenburg.

Hofen: Ein Weiler (nur wenige Höfe)   in der Vogtey Schutterwald Bezirksamt Offenburg. Langhurst: Eine „Zugehörde“ (Anhängsel )von Schutterwald, von dem es eine kleine halbe Stunde entfernt ist. Gegen  Osten grenzt es an Offenburg, gegen Abend (Westen) an Müllen, gegen Norden an die Gottswälder Straße und gegen Mittag (Süden) an Schutterwald. Langhurst ist einer der ältesten Orte dieser Gegend und gehört zur Herrschaft Binzburg. Anfänglich war es nur  ein herrschaftliches Gut, welches Graf Hugo von Hohenburg gehörte. Zu Beginn des 15. Jahrh. sollen in Langhurst nur  drei Bauern gewohnt haben. Richuin, der  39. Bischof von Straßburg, erhielt es von diesem und schenkte es im Jahre 920 dem Stift und Kloster  St. Thomas zu Straßburg. Nach einiger Zeit vermehrte sich dieser Ort und wuchs zu einem Dorfe an. In den Jahren  1796/97  hat es durch Krieg viel Schaden erlitten. Die Einwohner ernähren sich durch Ackerbau und Viehzucht. Es werden vorwiegend Weizen, Korn, Hanf, Gerste, Hafer, Erdäpfel und alle Gattungen Gewächse  gepflanzt. Der Ort besteht aus 30  Großherzoglich-Badischen Familien, 27 Häusern und  129 Seelen; weiterhin aus 10 Frankensteinischen Familien, 10 Häusern und 53 Seelen  und schließlich aus 6 Geroldseckischen Familien, 6 Häusern und 27 Seelen. Die Gesamteinwohnerzahl beträgt  209 Seelen.

Binzburg: Ehemaliges  Schloß  auf Gemarkung Hofweier, von dem die Ortsinhaber ihren Namen ableiten, es stand eine kleine Wegstrecke westlich des Dorfes.  Aber schon zum damaligen  Zeitpunkt (1813) war keine Spur mehr vorhanden. Die Herrschaft der Binzburger bestand damals noch aus den Orten: Hofweier, Schutterwald, Langhurst und Höfen. Das in Hofweier sich befindende „Kniebisgut“ war wahrscheinlich Eigentum der Herren von Binzburg, die es entweder  kauf- oder schenkungsweise an das ehemalige Kloster Kniebis  übertrugen  Noch in der Mitte des 18. Jahrh.  (1750) waren im Orte Hofweier Ruinen des Schlosses Binzburg zu finden,  bald danach wurden diese dem Erdboden gleich gemacht.  

Rohrburg  Ein zerfallenes Ritterschloß und Gut an der Schutter in der Ortenau und Bezirksamt Offenburg. Es hat seinen eigenen Bann und hieß in der älteren Zeit „Neuweiler“. Diese Herrschaft war einst Besitz des adligen Geschlechts der „Erlin v. Rohrburg“, das schon im 13. Jahrh. Blühte, im 14. Jahrh. mit der Stadt Straßburg schwere Kriege führte, aber bald danach unter den Adligen eine hervorragende  Stellung einnahm. Bei Streitigkeiten  begleitete es die obrigkeitlichen Würden bis zur Errichtung des sog. Ortenauer Ritterbundes kraft ihres  Bürgerrechts bei dieser damals nicht unwichtigen Stadt Straßburg. Hesso Erlin v.  Rohrburg war 1325 ein Rat zu Straßburg. Johann Erlin war Scholaster von St. Thomas zu Straßburg, er wurde 1337 General-Vikarius des Hochstifts Straßburg. Hamann Erlin wurde vom Kaiser Ruprecht 1405  zum Schultheis von Kolmar bestellt. Ein Nikolaus Erlin war 1431 Sterttmeister zu Straßburg und seine Tochter Eda, Gemahlin eines Hans Meerschweins Ritter schloß 1476 einen Vertrag mit ihrem Bruder  Johann Erlin v. Rohrburg.

Urkunden von 1546, 1574 und 1590 bestätigen die Zuständigkeit dieses Geschlechtes bei Besitzwechsel und Ämtervergaben auch im Bezug mit Schutterwald. Ein letzter Enkel starb 1601 zu Offenburg. Mangels männlicher Nachkommen  kam die Herrschaft im Laufe des 18. Jahrh. In Teilbesitz an die Herrschaften  von: Kageneck, Sturm, Bock, Böcklin, Müllenheim und Röder v. Diersburg. Danach wurde dieses in drei Freihöfe geteilte Rittergut wieder vereinigt und kam 1784  in den Besitz  des Freiherrn von Türkheim. Es  war einverleibt in die Pfarrei Altenheim und zählte damals 23 Seelen.

 

Vom heißen Sommer des  Jahres 1572 

Ein Humanist Magister Fungus aus Köln a. Rhein berichtet, dass der Monat August besonders heiß gewesen sei, er schreibt wörtlich: “Vom Himmel fiel eine Glut, dass alle Wiesen verbrannten, die Raben, diese Galgenvögel, die eine schwarze Zunge und eine noch schwärzere Seele haben, standen mit herabhängenden Flügeln auf den soeben abgeernteten Feldern und blickten mit aufgesperrten Schnäbeln den Himmel an. Auf dem Rhein ging zwischen Bonn und Koblenz ein Warenschiff zugrunde, indem während der Fahrt durch die maßlose Hitze, sich seine Rippen öffneten und der kochende Neptun sich in  sein Inneres ergoß“

Da infolge der Hitze sich  alles Holzwerk zusammenzog, bekamen die aus Balkengittern gebauten Häuser (Fachwerk) die wunderbarsten Formen, nickten teils nach vorn, gleichsam, als wollten sie sich mit der Stirne berühren, teils verengten sie sich so, dass denjenigen, die darin wohnten, keinerlei Möglichkeit des Bleibens mehr übrig blieb. An Wasser war ein großer Mangel, sowohl zum Löschen eines großen Brandes, als auch dem brennenden und unbarmherzigen Durst  zu begegnen, der die Menschen quälte.

Es bot sich jedoch für diejenigen, die Geld genug zur Hand hatten, ein Weg der Erquickung, indem sie diejenigen Pannhäuser (Brauereien) auskundschafteten, welche vom Winter her Tonnen von Bier aufbewahrten. Während dieser Zeit war die Sonne fortwährend mit einem dünnen Wolkenschleier  überzogen, der die Hitze, wie durch eine Wand auf der Erde festhielt.

 

Früheste Erwähnung von Schutterwäldern in überörtlichen Urkunden des 15. Jahrhunderts.

Beispiel aus einem Güldbrief  (Abgabe-Urkunde) des St. Andreas-Hospitals zu Offenburg des Jahres 1443: Jakob Henlin hat vor dem geistlichen Richter zu Straßburg bekannt, dass er dem Spital  Offenburg bzw. dem jetzigen Spitalmeister Jakob Nell jährlich auf Maartini als dauernden Pachtzins zu geben schuldigist: Vier Viertel  und ein Sester Roggen von folgenden Gütern: 7 Jauch (1 Jauch = 36 ar)  Ackerfeld im Stiebelechten Feld zwischen Heselin   Elwig und Hans  Weheler von Schutterwald, wovon ein Teil auf den  Rinsenweg   und den  Emmelensee  stoßt.  Außerdem 4 Jauch Ackerfeld, das auf Hans Scheiders  Bünd (Gehöft) stoßt und mit beiden Seiten an Hans Elwig angrenzt.  Und   über 3 Jauch Ackerfeld, an Hans Weheler stoßend auf dem Schiebelechtfeld mit einem Ende und mit dem andern Ende auf Hansen Elwig. Außerdem 3 Jauch im Rinsenfeld, an Hansen Elwig stoßend auf der einen, und auf der andern Seite auf die 3 Jauch von Renger Jecklin. (Original-Schriftbeispiel letzter Absatz: „Item drey juch im risenn veld an Hans Elwig zu einer, und mit der andernseiten   anwendent   die nachgeschribenen drey juch daruffstossendt unden uff Renger Jecklin etc. “Das Datum dieses Briefes ist der 4. Januar  1443.

 

Auch bei Ingolstadt gibt es eine Schutter

Die Ingolstadter Schutter entspringt am Fuß des Galgenberges bei Wellheim, ca 30 km nordwestlich von Ingolstadt, fließt dann im sog. Wellheimer Trockental (Tal d. Urdonau) mit schwachem Gefälle in östlicher Richtung weiter und mündet hinter dem “Schuttertor“ in  einen  Festungsgraben  und wird von dort in die Donau geleitet. Somit beträgt ihre Länge nur etwa 1/3 unserer Schutter, es finden sich jedoch vielerlei Ähnlichkeiten. So befördert das Flüßchen auch viel Schlamm aus dem versumpften Schuttertal und erhielt daher auch den keltischen Namen „scutara“ = Schlammwasser.

Merkwürdigerweise war diese Schutter ebenfalls ein wichtiger Wirtschaftsfaktor über Jahrhunderte. Sie trieb das erste Wasserwerk zur Trinkwasserversorgung an, sowie zahlreiche Schleif- und Getreidemühlen, lieferte Bade- und Waschwasser, diente als Roßschwemme, ermöglichte Gerbern, Fischern und Metzgern ihr Gewerbe und nahm schließlich die Abfälle auf.

Im 15. Jahrhundert lagen 22 Mühlen an der 31 km langen Schutter,
d. h. durchschnittlich alle 1,5 km  eine Mühle. Daher ist es verständlich, daß zur Sicherung des Mühlenbetriebes  und als Rechtsgrundlage bei Streitfällen bereits 1477 eine „Schutter-ordnung“ erlassen wurde, deren Einhaltung von insgesamt fünf Schuttergrafen überwacht werden musste. Es mag manchen überraschen, zu erfahren, dass aufgrund vieler Überschwemmungen im Niederungs-gebiet unserer Schutter die anliegenden Gemeinden und Grundherrschaften sich ebenlfalls gezwungen sahen, zur Benutzung und Sauberhaltung der Schutter  eine verbindliche Ordnung aufzustellen. Die erste uns bekannte Schutterordnung stammt aus dem Jahre  1478, also genau  ein Jahr nach der Ingolstädter Schutterordnung. Laut  Braunsteinscher Ortschronik befand sich jene Originalurkunde in Pergament in den siebziger Jahren offenbar noch im Schutterwälder Gemeindearchiv. Leider ist sie heute  dort nicht mehr auffindbar. Es bleibt nur zuwünschen, dass das Original oder eine Kopie in irgend einem Archiv wieder auftauchen möge, um sicherlich interessante Vergleichsstudien aus jener Zeit vor mehr als fünf Jahrhunderten zu ermöglichen.

 

Der 100. Geburtstag.

Schon vor nahezu 200 Jahren  feierte eine  Schutterwälderin ihren 100. Geburtstag.  Damals galt es schon als eine große Seltenheit, wenn jemand das biblische Alter von 90 Jahren oder gar  100 Jahren  erreichte. Ein solch herausragendes Original war wohl – laut Erwähnung in der „Varia“ eine Frau Rosina Lapp, geboren zu Schutterwald  am 17. 3. 1806,  gestorben daselbst  am 8. 8. 1906.  Ihre Lebensdaten in Kürze   laut Auszug aus den Kirchenbüchern:

Die Eltern: Vater  Anton Lapp, Leinenweber, Schutterwald

                 Mutter  Maria Anna, geb. Fritz, Schutterwald

1. Ehe:      Am 25. 11. 1829 mit Sebastian Goos, Langhurst

Kinder :     Theresa Goos, geb. 1830

                Andreas Goos, geb. 1836

                Valentin Goos, geb. 1839

Vater Anton starb bereits  1845

2. Ehe am 7.7.1845 mit Jakob Broß, Höfen

Kind:        Maria Anna Broß,  geb. 1846  

Der 100. Geburtstag der Jubilarin  Rosina Lapp – im  Volksmund noch immer  nach ihrem Mädchennamen  benannt – war ein Festtag besonderer Art, auch für die gesamte  Einwohnerschaft. Weil sie bis ins hohe Alter immer gern tätig war und dem Müßiggang nichts abgewinnen konnte, verabschiedete sie einen sogenannten Berichterstatter, der sie nach ihrem Lebenslauf ausfragen wollte,  mit dem Hinweis zur Stubentür: “Do hett dr Zimmermann s`Loch  g`macht“. In ihrer Jugend kannte sie weder Eisenbahn, noch Elektrizität noch Telefon. An der Last ihres Alters trug sie  nicht allzu schwer. Noch, unbewußt, war ihr Geburtsjahr, familiär gesehen, ihr härtestes Schicksalsjahr. Am 24. 3. 1806 verstarb ihr Vater im noch jungen Familienglück im Alter von 28 Jahren, Rosina war gerade 7 Tage alt, das bekannte Nervenfieber raffte ihn dahin, es forderte in jener Zeit  große Opfer. Schicksalhaft erlag  bereits zwei Tage nach  ihres Vaters Tod  am 26.3.1806  ihr 60 jähriger Großvater der gleichen Krankheit.

Am 16.4.1806  starb ihre ledige Tante, Katharine Lapp, 31 jährig an derselben Krankheit und zehn Tage danach  verschied ebenfalls ihre 61 jährige Großmutter. Vier Todesfälle im engsten Familienkreis innerhalb  einer Zeitspanne von nur vier Wochen. Ihre beiden ältesten Kinder aus erster Ehe wanderten nach Amerika aus, das zur zweiten Heimat so vieler Schutterwälder geworden war. Die Tochter Theresa verheiratete sich dort drüben, hatte drei Söhne und verlor leider all zu früh den Gatten und Ernährer der Familie. Vom Sohn Andreas verlor sich bald jede Spur. Der Sohn Valentin arbeitete als Schmied in einer Offenburger Maschinenfabrik.

In der Familie ihrer Tochter  aus zweiter Ehe erlebte die Jubilarin einen sorgenfreien Lebensabend. Zeitlebens war sie an Arbeit  und strenge Kost gewöhnt. Nur einmal im langen Lebenslauf war ihr ein kurzes Krankenlager beschieden. Ohne Brille konnte sie noch Großgedrucktes lesen. Von einer Episode aus schwersten Stunden wusste  Frau Rosina gern zu erzählen, um die Himmelsgabe ihrer robusten Gesundheit hervorzuheben: Drei Tage nach der Geburt eines ihrer Kinder meldete der Offenburger Waldhüter, er  habe im Stadtwald eine Frau angetroffen, die eine Traglast  zusammengerechter Laubstreu  auf dem Kopfe trug    und damit bei seinem  Näherkommen die Flucht ergriffen. Dem Frevelgericht in Offenburg nannte der Waldhüter als mutmaßliche Sünderin die Frau Goos.  Pfarramt, sowie Hebamme bezeugten, daß sie Wöchnerin war. Das Frevelgericht sprach sie von Strafe frei. Man ließ Gnade vor Recht ergehen in der Annahme, dass sie dies nicht zum Vergnügen getan  habe. Noch bis wenige Jahre vor ihrem  Tod  sah man sie bei der täglichen Arbeit oder zur Frühmesse schreiten. Ausnahmslos erfreute sich eine ansehnliche Festgemeinde  an dem ehrwürdigen Wesen der hundertjährigen Schutterwälderin. Deren Großvater war Laurentius Lapp oder auch Lorenz geschrieben, er kam aus Waltersweier und war Beständer (Pächter) des abgegangenen Gottswälder Hofguts, dessen Standort wird zurzeit recherchiert.


Rundschreiben des Bischofs von Straßburg, Ludwig Konstantin Prinz v. Rohan,     vom 17. Juni 1757 an alle östlich des Rheins gelegenen Pfarreien des Bistums Straßburg.

Betreffend:  Die Innehabung der Kirchenschlüssel, die Einsichtnahme in die Kirchenrechnungen, die Ein- oder Absetzung der Lehrer und Meßner, sowie das Nachforschen über den Lebenswandel der Geistlichen durch weltliche Beamte.

Wir, Ludovicus Constantinus, Prinz v. Rohan, von Gottes Gnaden Bischof des Päpstlichen Stuhls zu Straßburg, Landgraf im Elsaß,, Reichsfürst des Hlg. Röm. Reiches etc.etc.

Allen Prinzen, Vorstehern, Pfarrherren, geistlichen Amtsverwaltern, Statthalter und Kaplänen unseres über dem Rhein gelegenen Bistums entbieten wir im Herrn unsern Gruß

Nach Einsicht aller hier eingegangenen Klagen haben wir wahrgenommen, dass wir schon anno 1740 so auch etzo  wieder verschiedene weltliche Kräfte sich geistliche Gewalt über Kirchen anmaßten und in den Besitz von Kirchenschlüsseln kamen, sich Einsicht in Kirchenrechnungen verschafften ohne Erlaubnis des jeweiligen Pfarrherrn, sowie eigenmächtig  Schulmeister oder Messner einsetzten. Solchef alschen Vorsteher schwächen die kirchlichen Rechte, ja sie scheuen sich nicht, Sitten- und Lebenswandel der Geistlichen nachzuforschen. Solchen Missbräuchen abzuhelfen verlangte schon ein Decret des Jahres 1740  und stellt solches Verhalten unter schärfste Bann- und Kirchenstrafen. Dies sollte erneut allen  über dem Rhein befindlichen Pfarreien verkündet werden, damit niemals Unwissenheit vorgetäuscht werden könne.

Gegeben  zu Elsaß – Zabern in unserm Schloß undResidenz.

Den 17.Juni 1757, Signatus Ludovicus Constantinus Princeps de Rohan (Ausder Varia entnommen, verkürzt und sprachlich verdeutlicht).

 

Schutterwalds Teilnehmer an Napoleonischen Kriegen
(1792 – 1818)

Unter den etwa zwei Dutzend Schutterwälder Bürgersöhnen, die an den sog. Napoleonischen Kriegen  sowohl mit, als auch gegen Napoleon teilnahmen, soll beispielhaft von einem,  nämlich von Herrman Anton, „d`r Wilde Doni“ genannt, berichtet werden, um die unruhigen  Zeiten  der sog. „Revolutionskriege“ unter der Gewaltherrschaft Napoleons besonders im Hinblick auf unsere süddeutsche Heimat, als Grenzland zu Frankreich zu veranschaulichen.

Herrmann Anton, geboren 1788, war ab 1812 in einem Badischen Infanterieregiment in Karlsruhe in Garnison. Um nicht  dem vollständigen Ruin entgegen zu gehen, musste sich Baden, schutz- und machtlos mit den übrigen süddeutschen Fürsten als Hilfstruppe gegen ihre übrigen deutschen Brüder für Napoleon zum Kriegsdienst bereit erklären.

So kämpfte unser ehemaliger Bürger  noch unter Napoleon 1813 in den Feldzügen gegen Rußland, Preußen, Österreich und Schweden als Verbündeter in Sachsenund Schlesien in den Schlachten bei Lützen und Bautzen, ebenfalls in der sog. Völkerschlacht bei Leipzig am 16., 17. und 19. Oktober, wurde zweimal verwundetund kam für  zwei - einhalb  Monate in Preußische Gefangenschaft nach Berlin.

Ab 1814 kämpfte er gegen Napoleon auf Seiten der Verbündeten im Feldzug gegen Frankreich und nahm teil an der Belagerung von Straßburg. Auch 1815 war er abermals  Teilnehmer am Frankreichfeldzug im Endkampf gegen Napoleon. Trotz der vielen Feldzüge und erlebten Strapazen  bewahrte unser Schutterwälder seine geistige Frische, erzählte gerne von seinen Erlebnissen und erreichte ein hohes Alter. Er starb bei seinem um ihn treu besorgten Enkel, Zimmermeister Christof Herrmann, 1879 im Alter von 90 Jahren. 

 

Treibjagd der Stadt Offenburg mit Herren des Magistrats und des HochfreiherrlichenHauses v. Dahlberg

In den Jahren 1707 u. 1709  im Stadtwald,der z. T. im Schutterwälder Bann lag.

Urkundlich bescheinigt ist eine Treibjagd vom 11. Januar 1707 im sog. Stangenwald mit 50 Schützen und ebensoviel Treibern. Geschossen wurden nur

2 Rehböcke und  2 Füchse, obgleich 5 Triebe durchgeführt wurden.
(im Bengelshau, im Eckerhau, im Gaßwinkel, im Straubershau und hinter Langhurst im Bockwald an der Bühne). Fast alljährlich wurde mit ca. 30 Mann ab der Schutterbruck durch den ganzen Stangenwald gejagt. Auch im Februar des Jahres 1709 veranlaßte das Hochfreiherrliche Haus v. Dahlberg (Bintzburg) mit ca 60 Mann wiederum eine Treibjagd; aufgescheucht wurden nur 1 Reh und 1 Fuchs, die jedoch nicht getroffen wurden, trotz mehrer Versuche.

Besiegeltwurde die Urkunde durch das Hochfreiherrliche Erthal-Bintzburg-Hofweirer Amt.

 

Tödlicher Jagdunfall des jungen Sonnenwirts zu Offenburg

Anno 1783 im Schutterwälder Stangenwald

Laut Eintrag im Schutterwälder Kirchenbuch zog der junge Sonnnenwirt Bernhard Beyderlinden mit einigen seiner Freunden zum fröhllichen Jagen aus. Schon nachwenigen Stunden schickte sich der unerbittliche Tod an, die Laufbahn des jungen  Mannes  zu beenden. Durch einen Zufall entlud sich sein Gewehr, der Schuß ging ihm in die Brust und beendete sein Leben. Das Ratsprotokoll der Stadt Offenburg vom 2. April 1783 schildert  den Hergang wie folgt: An diesem Nachmittag um  halb-vier Uhr geschah es, dass der junge Sonnenwirt im Stangenwald, im Beisein des Kaufmanns Kapferer und des Försters Johannes Lindenmayer  sich selbstzufälligerweise durch unvorsichtiges Handhaben seines  scharf geladenen  Gewehres erschossen hat. Von Amtsseite versuchte man, den Leichnam ohne größere behördliche Maßnahmen  frei zu bekommen und nach Offenburg zu überführen. Das Begräbnis fand am 4. April statt auf dem damaligen Friedhof  am Fuße des Kreuzes, das in jener Zeit dort stand. Anmerkung: Das Geschlecht der „Beyderlinden“ war etwa seit 1742 im Besitz des Gasthauses „zur Sonne“, in Offenburg. Der Sonnenwirt Bernhard war damals  bereits Ratsherr und Waldherr in Offenburg.

 

Die Erhebung des Zehnten

Zum Einzug dieser Abgabe stellten die einzelnen Herrschaften besondere Zehntknechte ein, von denen die Zehntfrüchte bei der Ernte auf den Feldern eingesammelt wurden. Dies war häufig mit Unannehmlichkeiten verbunden. Wenn die Garben zum Aufladen bereitlagen, musste gewartet werden, bis der Zehntknecht kam und die Garben auszählte, das war natürlich sehr unangenehm, wenn ein Gewitter im Anzug war. Laut Zehntordnung aus dem 16. Jahrhundert wird darauf verwiesen, daß die Zehntgarbe  jeweils die Größe der andern Garben haben sollte und kein Unkraut enthalten dürfe. Die Auszählung aus dem Garbenrest von etwa 9 Garben war derart geregelt, daß von einem andern Acker dazu gezählt werden sollte.

Das Einholen der „unverzehnten“  Garben  wurde 1591 vor dem Ave-Maria-Läuten morgens und nach dem  Ave-Maria abends bei herrschaftlicher Strafe verboten. Ohne vorherige Anmeldung durfte keine Frucht heimgeführt werden. Auch von Flachs und Hanf wurde der Zehnte erhoben, Vom Welschkorn gehörte jeder zehnte Korb dem Zehntherr, seit 1730 zählte man den Ertrag jeder zehnten Pflanzenreihe. Nicht immer haben die  Zehntherren ihren Fruchtzehnten durch die Zehntknechte  erhoben. Manchmal schien es ihnen vorteilhafter, ihn an Pächter gegen Ablieferung einer bestimmten Menge  Frucht  zu verlehnen. Diese abzuliefernde Menge wurde durch die Pächter  selbst durch Steigerung festgesetzt. Die Steigerer übernahmen die Verpflichtung, die von ihnen gesteigerte Fruchtmenge zu dreschen und „in guter wohlgeputzter Kaufmannsware„ abzuliefern. Er musste einen Bürgen stellen. Oft schlossen sich mehrere Bauern zur Steigerung zusammen, einer steigerte, die andern unterzeichneten als Bürgen. Die Versteigerung erfolgte durch den Diersburger Vogt und ging in feierlicher Weise vor sich. Der “Beständer“ (Steigerer) musste auf jedes Viertel, das er steigerte, einen Schoppen Wein bezahlen und die gesamten Zehrkosten übernehmen. Über die Pflichten des “Zehntbeständers“ unterrichtet ein Röderscher Zehntzettel aus dem 17. Jahrh.  Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde von den Zehntpächtern anstatt der gesteigerten Frucht auch der Geldwert abgeliefert. Die Pacht war dann ziemlich teuer.     Hofweirer Amt.


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